Aus dem Herzen des Bordelais
Ein knappes Jahrhundert ist es her, dass sich im Jahre 1934 ganze 126 Winzer zur Gründung der „Cave Intercommunale de Sauveterre-de-Guyenne“ zusammentaten. Vorausgegangen waren Ertragsausfälle aufgrund der Reblauskrise und ein Mangel an kraftvollen Weinen. Viele Winzer reagierten darauf mit gepanschten Weinen, was wiederum einen starken Preisfall nach sich zog und die Nachfrage drastisch nach unten drückte. Kurzum: Bordeaux-Weine genossen keinen guten Ruf. Im Falle der 126 Winzerfamilien war man jedoch überzeugt, diese Krise nur gemeinsam überwinden zu können. Und der Erfolg gibt ihnen Recht.
Heute zählt der Verband 300 Winzerfamilien, die sich nicht nur als Winzergenossenschaft sondern als eine große Familie verstehen. Die Umbenennung der Genossenschaft in „Bordeaux Families“ kann daher auch als eine logische Konsequenz aus der Geschichte und den gemeinsamen Werten angesehen werden. Die Aufgabe von Bordeaux Families: Der Anbau und Ausbau sowie die Vermarktung erstklassiger Weine.
„Zwischen zwei Meeren“
Die Lagen der Bordeaux Families befinden sich im Herzen des Weinbaugebietes Bordeaux, dem sogenannten Entre-Deux-Mers. Eingebettet in das Hügelland zwischen den Ufern der Garonne im Süden und der Dordogne im Norden. Es umfasst mit knapp 23.000 Hektar circa ein Viertel der Gesamtfläche des Bordelais (franz. Name des Weinbaugebiets). Der überwiegend von Ton und Kies geprägte Boden eignet sich hier besonders gut für trockene Weißweine mit weniger als 4g Restzucker pro Liter – hauptsächlich aus den Reben Sauvignon Blanc, Sémillion und Muscadelle – , die mit ihrer Leichtigkeit besonders gut zu Fischgerichten passen. Die sinkende Nachfrage nach dieser Art von Wein hat allerdings auch für einen Produktionsanstieg hochwertiger Rotweinen im Entre-Deux-Mers gesorgt – allen voran Merlot und Cabernet Sauvignon.
Circa ein Fünftel der Rebflächen zählen zu den Weingütern der Bordeaux Families. Bearbeitet werden diese nach bestem Wissen und Gewissen sowie im Einklang mit der Umwelt, die die Weinlagen umgibt. Entsprechend haben sich die Weingüter der Bordeaux Families ressourcenschonenden und umweltfreundlichen Ansätzen zu Bewirtschaftung der Weinberge verschrieben.
Der Qualität verpflichtet
Der Zusammenschluss der Winzerfamilien hatte zur Folge, dass auch das Know-how zusammengelegt wurde und die einzelnen Winzer daraus profitierten. Denn durch den regelmäßigen Austausch über Technologien und Co. steht auch die konsequente Verbesserung der eigenen Qualität im Vordergrund. Im Zuge dieser Entwicklung stellen die Bordeaux Families heute ein Expertenteam aus Önologen, Kellermeistern, technischen Leitern, einer Qualitätsabteilung und diversen Weinhändlern und vinifizieren circa 300.000 Hektoliter Wein.
Seit 1995 fallen darunter auch die Crémants de Bordeaux aus der Kellerei Louis Vallon. Nach großen Investitionen und Modernisierungsprozessen, ist die Kellerei mit 40.000 Hektolitern beziehungsweise 2,5 Millionen Flaschen heute der größte Produzent von Crémant de Bordeaux (mehr als 1/3 der gesamten Produktion von Crémant de Bordeaux). Hier sieht die Genossenschaft ihrer Zukunft und hat dementsprechend in 2023 zwei Millionen Euro in nötige Kellertechnologie investiert.
Sortimentserweiterung
Doch dass sich der Markt im ständigen Wandel befindet, ist nicht von der Hand zu weisen. In Bordeaux kämpfen viele Weingüter mit Absatzschwierigkeiten. Vor allem der Rotweinmarkt sei sehr kompliziert – auch für Bordeaux Families: Während der Rotwein für die Kooperative im Jahr 2018 noch 62% der Gesamtproduktion ausmachte, sind es heute nur noch 35%, sagt Bordeaux Families Direktor Phillipe Cazaux. Doch nicht nur die Vorlieben der klassischen Zielgruppe haben sich geändert. Auch alkoholfreie Alternativen zu Wein, Sekt, Bier und Co. sind gefragter denn je. Entsprechend reagieren auch die Bordeaux Families auf die Veränderungen im Konsumverhalten jüngerer Generationen mit der Erweiterung des eigenen Portfolios um entalkoholisierte Weine. Der Gedanke: Traditionelle alkoholische Getränke werden in Form von alkoholarmen oder alkoholfreien Getränken neu erfunden, um so auf den Wunsch der jungen Generation nach gesünderen Lebensstilen zu reagieren.
Aus diesem Grund hat die Genossenschaft rund 2,5 Millionen Euro investiert und in Sauveterre de Guyenne eine Entalkoholisierungsanlage in Betrieb genommen. Mit dem Vakuumdestillations-Verfahren können fortan täglich 250 Hektoliter Weil teilweise beziehungsweise vollständig entalkoholisiert werden.
Quelle:
Union de familles de vignerons du bordelais - BDX Families
Bordeaux Families setzt auf No- und Low-Alcohol-Produkte | wein.plus Wein-Nachrichten